Aufregung in der Weihnachtswerkstatt

Text und Bild: Karolin Göbel

„Nein, nein, nein! Das gibt es doch nicht“

Rumpert war verzweifelt. Er, der oberste Wichtel der Weihnachtswerkstatt, sollte etwas verloren haben? In 150 Jahren als treuer und immer zuverlässiger Helfer des Weihnachtsmanns war ihm so etwas noch nie passiert. 

Rumpert kratzte sich seinen kahlen Kopf und dachte noch einmal gaaaaaanz intensiv nach. Wo hatte er das Buch des Weihnachtsmanns nur hingelegt? 

In diesem besonderen Buch sammelten die Wichtel alle Informationen zu den Kindern, die der Weihnachtsmann am Heiligen Abend brauchte. War Tim dieses Jahr artig? Schlief er nun besser? Hatte er sich mit Luca wieder vertragen? All diese wichtigen Auskünfte standen in dem großen Buch, das der Weihnachtsmann ihm, Rumpert, anvertraut hatte.

Und weil er seine Aufgaben immer ernst nimmt, hatte Rumpert das Buch immer bei sich. Oft kam der ein oder andere Wichtel zu ihm, um ihm von lustigen, abenteuerlichen oder aufregenden Geschichten der Menschenkinder zu berichten. Dann schnappte sich Rumpert seine Feder und trug die Informationen sofort in das große Buch ein. Mindestens einmal in der Woche las der Weihnachtsmann in seinem Büro im großen Buch. Oft hörte man ihn laut lachen oder „Donnerwetter!“ rufen. Dann war Rumpert besonders stolz. 

Doch nun war das große Buch weg.

Rumpert war den Tränen nahe, als er eine kleine Hand auf seiner Schulter spürte. Mina, das Wichtelmädchen, versuchte Rumpert zu trösten: „Wir suchen einfach gemeinsam das Buch und finden es bestimmt schnell wieder.“ Und so begannen Rumpert und Mina damit, die ganze Weihnachtswerkstatt auf den Kopf zu stellen. Sie suchten in der Bibliothek, auf der großen Werkbank, unter dem Esstisch, schauten in alle Kisten und Schränke, aber das Buch war nirgends zu finden. Mina, die sich eigentlich vorgenommen hatte, nicht aufzugeben, murmelte kleinlaut: „Vielleicht hat es ja der gemeine Gandalf weggenommen, um so den Kindern das Weihnachtsfest zu vermiesen? Obwohl, so etwas Gemeines wahrscheinlich nicht einmal Gandalf machen würde, oder? Ach ich weiß auch nicht …“

Da fiel Rumpert etwas ein: War er nicht heute im Kräutergarten gewesen, um Sana zu helfen? Sie konnte mit ihren Zaubertränken fast alles heilen und hatte für ihre Tränke einen wunderschönen magischen Kräutergarten angelegt. Der musste natürlich gut gepflegt werden und Rumpert half so oft er konnte, auch an diesem Morgen. Da hatte er das Buch noch dabeigehabt. 

Schnell liefen Rumpert und Mina in den Kräutergarten und fragten Sana, ob sie das Buch des Weihnachtsmanns gesehen habe. Sana überlegte kurz, schüttelte dann aber den Kopf und meinte: „Das Buch hast du mitgenommen, als du im Lager nach dem Rechten sehen wolltest.“ „Ach, stimmt!“, erwiderte Rumpert, „Los Mina, wir müssen schnell ins Lager!“

Im Lager herrschte großer Lärm, alle Wichtel, die dort arbeiten, trugen Kopfhörer. „Habt ihr das große Buch des Weihnachtsmanns gesehen?“, fragte Mina. Niemand reagierte. „Entschuldigt bitte! Könnt ihr uns helfen, das Buch des Weihnachtsmanns zu finden?“, fragte Mina erneut. Wieder reagiert niemand. Rumpert musste lachen: „Mina, die Wichtel können dich mit den Kopfhören nicht verstehen.“ Nun musste auch Mina lachen. Sie tippte einem Wichtel auf die Schulter bis dieser den Kopfhörer runternahm und fragte noch einmal. Cookie, der stärkste und schnellste aller Wichtel, hörte aufmerksam zu, wusste aber auch nicht, wo das große Buch sein könnte. Und dann erstarrte Rumpert auf einmal. 

„Was ist los?“, fragte Mina. „Ich weiß, was mit dem Buch passiert ist“, stotterte Rumpert. „Das ist ja eine tolle Nachricht!“, rief Mina aufgeregt. „Gar nicht!“, erwiderte Rumpert, „Ich habe das Buch auf den alten Zeitungsstapel gelegt und da vergessen. Nun ist der Stapel im Müll und das Buch wahrscheinlich auch.“ Er ließ traurig den Kopf sinken. 

Mina flüsterte leise: „Dann ist das Buch wirklich weg?“ Rumpert nickte.  „Vielleicht ist es aber gar nicht so schlimm. Vielleicht merkt es der Weihnachtsmann ja gar nicht.“, meinte Mina.

Rumpert verzog das Gesicht: „Aber Mina, so etwas darf ich doch nicht verheimlichen! Ich habe es verloren, damit muss ich es auch dem Weihnachtsmann beichten.“ Er atmete tief durch und ging entschlossen zum Büro des Weihnachtsmanns. 

Allen Mut zusammennehmend klopfte Rumpert an die Bürotür. „Komm herein!“, rief der Weihnachtsmann fröhlich. Rumpert steckte den Kopf zur Tür rein. „Ah, mein lieber Rumpert, was kann ich für dich tun?“, fragte der Weihnachtsmann. Und dann sprudelte es aus Rumpert heraus. Der Weihnachtsmann hörte sich ruhig Rumperts Bericht an. Dann strich er sich über den Bart und meinte: „Mh, das ist ja wirklich ein großes Problem. Nun, es hilft nichts. Wir müssen alle Informationen neu zusammensammeln. Ruf schnell alle Wichtel zusammen!“ 

Erleichtert lief Rumpert so schnell er konnte, um alle zusammenzutrommeln. Eine halbe Stunde später trat der Weihnachtsmann vor seine Wichtel und sprach mit lauter Stimme zu ihnen: „Liebe Wichtel, es ist nicht mehr viel Zeit bis Weihnachten und ich weiß, ihr habt alle viel zu tun. Doch nun brauche ich euer aller Hilfe. Das große Buch mit allen Informationen der Menschenkinder ist verschwunden. Meine lieben Wichtel, ihr müsst nun in die Welt hinaus und neue Informationen zu allen Kindern dieser Erde sammeln. Jedes Wichtelteam wird sich dabei um eine Gegend kümmern. Ich danke euch schon im Voraus für eure tolle Arbeit!“

Mina, Sana, Cookie und Olaf waren ganz aufgeregt. Wohin wird der Weihnachtsmann sie schicken? „Wilsdruff und Grumbach? Davon habe ich ja noch nie etwas gehört!“, stellt irritiert Cookie fest. „Ich schon“, freute sich Olaf, „mein Cousin dritten Grades, mütterlicherseits, war da mal im Urlaub, wirklich schön da. Das wird sicher richtig toll!“ 

Das überzeugte auch die anderen drei Wichtelfreunde und gemeinsam machten sie sich auf den Weg, alle Kinder in Grumbach und Wilsdruff zu besuchen und dabei spannende Abenteuer zu erleben.