Der große Stau

Text: Marie Wesner, Bild: Karolin Göbel

„Beeilung!“, rief Mina, „Wir verpassen sonst den Rückflug zum Weihnachtsmann.“
„Ich bin fast fertig.“, rief Sana. Schnell packten die Wichtel ihre Sachen zusammen und machten sich auf zum vereinbarten Treffpunkt. 

Nach der Hälfte des Wegs fragte Olaf: „Kannst du mir mal unser Heft mit den Informationen für den Weihnachtsmann geben, Sana?“

„Ich? Ich habe es doch gar nicht, Cookie sollte es doch mitnehmen!“ 

„Aber du warst doch für die Informationen verantwortlich, Sana. Wegen dir haben wir sie jetzt vergessen!“, empörte sich Cookie. 

„Stimmt gar nicht!“, widersprach Sana. 

„Hört auf zu streiten! Niemand hat Schuld.“, meinte Mina.

Cookie stimmte ihr zu: „Genau! Ich habe das Heft vergessen, also werde ich es auch holen.“

„Okay, aber beeile dich!“, meinte Olaf, „Wir gehen schon mal weiter.“

Keine zwei Minuten später kam Cookie zum Treffpunkt gelaufen. Die Wichtel warteten eine viertel Stunde, aber der Weihnachtsmann kam nicht. 

Schließlich fasste Mina das zusammen, was alle dachten: „Wir haben den Weihnachtsmann verpasst!“ 

Traurig und wütend gingen sie zurück zu der Scheune, in der sie gelebt hatten. Dort überlegten sie, wie sie wieder zurück in die Weihnachtsmannwerkstatt kommen sollten. Sie kamen zu dem Entschluss, es wie die Menschen zu versuchen: mit dem Auto! 

Sie sahen, wie ein Auto vor dem Kindergarten parkte. Als sie sicher waren, dass niemand sie sah, huschten sie in das Auto. 

Gott sei Dank sah der Autofahrer sie nicht! Nach einer Weile hielt das Auto aber wieder. Die Wichtel wunderten sich zunächst, dann erinnerten sie sich, dass die Menschen arbeiten gingen. Sie stiegen aus und wollten sich ins nächste Auto schleichen. Abrupt blieben sie stehen. Da war Gandalf, der griesgrämige Nachbar des Weihnachtsmanns, der Weihnachten hasste. Und er fuhr einen LKW. 

Bislang hatte er sie noch nicht bemerkt, also schlüpften sie schnell in den Kofferraum eines anderen Autos. Nach ein paar Minuten wagte Cookie nachzusehen, ob Gandalf immer noch da war. 

Mina, Sana und Olaf warteten, als plötzlich Cookie nach unten schnellte: „Er hat mich gesehen!“

„Der Autofahrer?“, fragte Sana.

„Nein, Gandalf!“ Die Wichtel hielten die Luft an. 

 Der Autofahrer, der gerade gekommen war, setzte sich ins Auto und fuhr los. Doch nicht lange. Irgendwann begann der Autofahrer sich aufzuregen. Die Wichtel spitzten ihre Ohren und hörten, wie der Fahrer sagte: „Folgt der mir etwa? Das ist ja ein LKW aus unserer Firma! Aber ich kenne den Fahrer gar nicht. Irgendwie sieht der Typ komisch aus.“ 

Die Wichtel sahen aus dem Fenster und entdeckten, dass sie immer noch in Grumbach waren. Jetzt waren sie an der großen Kreuzung. Hinter ihnen wurde die Ampel rot, doch Gandalf wusste nicht, dass man bei einer roten Ampel anhalten muss. 

Also fuhr er weiter. Von der anderen Seite kam auch ein LKW. Der Fahrer konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen, so dass beide LKW zusammenstießen. Durch den Unfall entstand ein riesiger Stau. 

Die Wichtel schlichen sich davon und waren verzweifelt: So viele unglückliche Menschen. Sie kamen nicht nach Hause und Gandalf hatte schon wieder versucht, anderen Leuten das Weihnachtsfest zu vermiesen. 

Da sahen sie den Schlitten vom Weihnachtsmann über den Kindergarten fliegen. Im Schlitten saßen schon einige Wichtel. Er landete direkt vor Sana, Mina, Cookie und Olaf. Einer der Wichtel stieg aus und sagte: „Wir sind hier, um euch abzuholen.“ 

Mina wollte gerade fröhlich antworten, als sie hörten, wie einige Kinder des Kindergartens weinten. Sie waren traurig, weil ihre Eltern es wegen des Staus nicht schafften, sie rechtzeitig abzuholen. Olaf fragt: „Was haltet ihr davon, wenn wir noch etwas erledigen?“ 

„Den Stau auflösen! Oh ja!“, meinte Mina. Alle Wichtel bündelten ihre Kräfte und sorgten dafür, dass die LKW´s, die die Kreuzung blockierten, wieder heil und unversehrt auf der Straße standen und weiterfahren konnten. Die Eltern schafften es doch noch, ihre Kinder etwas verpätet abzuholen. 

Als der Stau sich aufgelöst hatte, flogen auch die Wichtel mit dem Weihnachtsschlitten zufrieden und glücklich nach Hause.