Schuhe voller Süßigkeiten

Text: Curt Rohwer, Julian Nitzsche und Arthur Zaucke,
Bild: Anna Sophie Neumeister

Gestern Abend konnten die Wichtel nicht einschlafen. Deshalb beschlossen sie eine Nachtwanderung zu machen. Zur Vorbereitung hatten sich Sana und Mina vier Marmeladengläser mit Glühwürmchen als Taschenlampen gefüllt. Alle Wichtel freuten sich schon auf den abendlichen Ausflug. Schließlich war es dann so weit. Sie hielten ihre Glühwürmchengläser in die Höhe und erleuchteten so ihren Weg. Dabei sahen sie die Kamine rauchen und die Schneeflocken fallen. Mina erzählte ihnen viele spannende Dinge über Blumen und Tiere im Winter. Sie liefen fröhlich und unbeschwert über die Wege von Grumbach. 

Doch dann sahen sie etwas Auffälliges. Als sie an Emils Haus vorbeigingen, sahen sie eine Gestalt vor der Haustür. Es war ein Mann mit weißem Rauschebart, einer Bischofsmütze und einem roten Umhang. Sana fragte die anderen flüsternd: „Ist das ein Einbrecher?“ Cookie entgegnete, dass es der Weihnachtsmann sei. Da meinte Olaf mit ernster Stimme zu Cookie: „Weißt du denn nicht, wie unser Chef aussieht? Das ist ja peinlich.“ Cookie jedoch beharrte auf seiner Meinung und meinte: „Ich weiß sehr wohl, wie unser Chef aussieht.“  

Sana unterbrach die beiden: „Könnt ihr jetzt aufhören zu streiten? Wenn es der Weihnachtsmann wäre, dann wüssten wir davon. Wenn es ein Einbrecher ist, warum sollte er dann extra eine Bischofsmütze aufhaben? Ich denke ja, er ist jemand anderes.“ „Aber wer denn?“, fragte Mina. „Lasst es uns herausfinden. Wir können ihm ja nachspionieren und herausfinden, wer er ist und was er in fremden Häusern zu suchen hat“, meinte Sana. Alle Wichtel stimmten zu. 

Schließlich begaben sich die Wichtel zu Emils Haus und beobachteten den Mann. Sie sahen jedoch nur noch, wie er aus dem Haus ging. „Wir sind zu spät“, nörgelte Mina. Cookie meinte, dass es doch halb so schlimm sei, da er ja gerade auf dem Weg zum nächsten Haus war. Sie verfolgten den Mann. Durch das Fenster sahen sie, wie er die Schuhe der Kinder mit Süßigkeiten befüllte. Sie grübelten, warum der Mann den Kindern so viele Süßigkeiten in die Schuhe stopfte. Daher beschlossen sie, ihn weiter zu verfolgen. 

Doch beim nächsten Haus, gleich neben dem von Emil, passierte etwas, das die Wichtelfreunde verwirrte. Der Mann befüllte die Schuhe zunächst ganz normal. Doch dann sah er einige schmutzige Schuhe. Aber anstatt auch in diese Leckereien zu stecken, ging er zu den nächsten sauberen Schuhen. Die Wichtel mussten dem Mann also weiter folgen, um mehr über ihn herauszufinden. Er schlich von einem Haus zum nächsten, sodass es die Wichtel ganz schön schwer hatten, ihm zu folgen. Sie beobachteten, wie der Mann die Schuhe, welche nicht blitzblank waren, nicht mit Süßigkeiten füllte.

„Komisch”, sagte Olaf, “Warum befüllt er nur saubere Schuhe?” 

Da erwiderte Sana: „Vielleicht hat er ja Angst, dass seine Bischofsmütze schmutzig wird.” 

Alle Wichtel verkniffen sich ein Lachen, damit der Unbekannte sie nicht bemerkte. 

Nachdem sie den Mann einige Zeit verfolgt hatten, reichte es Cookie. Er sagte: „So kann das nicht weitergehen. Wir müssen ihn fragen, wer er ist und was er in den Häusern der Kinder macht!” Erst grübelten die anderen, doch dann sahen sie ein, dass Cookie recht hatte. 

Zunächst berieten sie sich, wer den Mann jetzt ausfragt. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass sie am besten gemeinsam zu dem Mann gehen sollten. Beim Haus angekommen, setzten sie ihren Plan in die Tat um. Sie kletterten, wie gewohnt durchs Fenster. Dann gingen sie auf den Mann zu. Sana tippte ihm auf die Schulter. Der Fremde erschrak sich. Er schrie: „Hilfe! Bitte tu mir – … warte, wer seid ihr? Doch keine Bösewichte, oder?” Da antwortete Mina: „Das sollten wir eher dich fragen. Warum gibst du den Menschen Süßigkeiten in ihre Schuhe?” Da sagte der Mann verwundert: „Ihr kennt mich nicht? Ich bin doch der Nikolaus. Der, der den Kindern am Abend vom 5. auf den 6. Dezember mit süßen Geschenken eine Freude bereitet. Nur eines verlang ich von den Kindern und zwar, dass diese ihre Schuhe putzen. Wer seid ihr eigentlich?” 

Die Wichtel schauten sich verwundert an. Sie hatten noch nie zuvor von einem Mann namens Nikolaus gehört. Mina sagte als erstes etwas: „Wir sind die Wichtel, fleißige Helfer vom Weihnachtsmann. Wir verpacken die Geschenke für die Kinder zu Weihnachten. Wir sind hier in Grumbach, weil wir einen großen Auftrag haben.” 

Anschließend erzählte der Nikolaus ihnen von all den Abenteuern, welche er schon erlebt hatte. Doch dann sagte der Nikolaus nach einem Blick auf die Uhr: „Entschuldigt mich, ich muss jetzt weiter, sonst schaffe ich es nicht, zu allen Kindern zu gehen.“

Sie verabschiedeten sich und schon ging der Nikolaus weiter, zu all den anderen Kindern aus Grumbach und Wilsdruff. 

Von ihrer kleinen Verfolgungsjagd zurück, plauderten die Wichtel müde über ihre Wanderung. Cookie meinte: „Das war doch eine echt spannende Nachtwanderung, oder?“ „Ja“, sagten Mina und Sana wie aus einem Mund. „Psssst!“, sagte Cookie, „Olaf schläft schon.“  Und damit schliefen sie alle ein.